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21.05.2015

DAX®-Lotto, das Experiment

DAX-Lotto Auch bärische Ideen bringen selten die Erleuchtung

Es gibt einfache bis sehr komplexe Anlagestrategien. Die überwiegende Mehrheit davon will die Zukunft aus der Vergangenheit ableiten. Manche dieser Pfade werden von vielen Anlegern ausgetreten und sie haben dann nur geringen Erfolg. Aber wie wäre es mit dem Zufall als Depotsteuerung? Die Idee wurde 2002, zur späten Stunde in einer Skihütte geboren und wurde prompt, ohne reifliche Überlegung, umgesetzt. Jetzt, mehr als 13 Jahre später, ist ein guter Zeitpunkt gekommen die Ergebnisse und Erkenntnisse im Biergarten reifen zu lassen. Prosit!

Strategie

Es sollte ein Lotto-Depot mit maximal sechs Positionen gegen den DAX® antreten. Die Zusammensetzung und die jeweilige Anlagedauer (Periode) sollte die Samstagsziehung von Lotto bestimmen. Es galt also aus einem Zahlenbereich von 1 bis 49 aus den 30 Aktien, die im DAX® vertreten sind, 6 Positionen zu bestimmen. Es ist also damit gegeben, dass bei entsprechender Ziehung, auch manche Aktien doppelt getroffen werden konnten. Im Depot befanden sich also jeweils 3 bis zu 6 unterschiedliche Aktien. Die 6 Positionen hatten das gleiche Gewicht. Dagegen sind im DAX® die Gewichte stark unterschiedlich. Sie schwankten z.B. Ende 2014 zwischen 0,44 und 9,90 %. Damals repräsentierten die 10 größten Aktien praktisch 67 % des DAX®. Die jeweiligen Aktienpreisentwicklungen und manche Regeländerung veränderten die Gewichte. Die Anlagedauer bis zur nächsten Depotumschichtung konnte 6 oder 12 Monate betragen. Die Lottoziehung am ersten Samstag nach dem Ende der Anlageperiode war bestimmend. Auch bei einer Änderung der Zusammenstellung vom DAX® fand eine Depotumschichtung statt. Die genaue Strategie ist hier beschrieben. Sie hat für Furore in mathematisch wissenschaftlichen Gremien gesorgt und manche staatliche Lehranstalt hat seine Studenten damit gequält. Es war eben eine Zeit der totalen Verunsicherung unter den Börsenspekulanten und man suchte verzweifelt den Strohhalm der das Ertrinken verhindern sollte. Eventuell stehen derartige Zeiten wieder bevor.

Ergebnis

Der Zeitpunkt in nachfolgender Tabelle gibt das Bilanzierungsdatum der jeweiligen Anlage-Periode wieder. Am ersten darauf folgenden Samstag wurde durch Lotto eine neue Depotzusammenstellung ausgelost. Dividenden wurden berücksichtigt.

Periodenergebnis
in %
Gesamtergebnis
in %
ZeitpunktLottoDAX®LottoDAX®
21.05.15-00,18-00,03+35,95+130,08
27.03.15+24,55+23,79+36,20+130,16
28.03.14+19,49+22,99+09,36+85,92
28.03.13+01,47+08,03-08,48+51,17
28.09.12+08,55+15,21-09,81+39,94
22.06.12-09,09-12,05-16,91+21,46
24.06.11+34,65+17,31-08,61+38,10
25.06.10+08,91+01,90-32,12+17,72
23.12.09+10,94+06,74-37,68+15,53
25.09.09+25,71+32,78-43,82+08,24
27.03.09-16,77-09,20-55,31-18,48
23.12.08-57,11-23,65-46,31-10,22
26.09.08-04,94-07,83+25,19+17,59
20.06.08-19,28-17,25+31,70+27,57
22.06.07+29,15+35,12+63,15+54,16
22.09.06+04,63+06,39+26,33+14,09
23.06.06+00,93+02,04+20,74+07,24
23.12.05+03,27+10,99+19,63+05,09
23.09.05+17,51+12,41+15,84-05,31
24.03.05+12,50+11,08-01,42-15,77
24.09.04+26,67+17,61-12,37-24,17
26.09.03+05,75+03,11-30,82-35,52
27.06.03+13,17+13,54-34,59-37,47
27.12.02+03,49-02,68-42,20-44,91
27.09.02-23,40-18,44-44,15-43,40
26.07.02-27,08-30,59-27,08-30,59
25.01.02+00,00+00,00+00,00+00,00

Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Ergebnisse massiv. Schaut man sich aber zwei Anlageperioden etwas genauer an (Ende am 23.12.08 und Ende am 27.03.09) wird die Ursache sichtbar. In der einen Periode entschied sich Lotto für einen damals todkranken Chiphersteller (1/3 Gewicht) und eine sich im Pleiteprozess befindliche Hypothekenfirma (Pfandbriefe) und in der anderen Periode bestand das Depot zu 50% aus Finanzwerten. Das alles während eines Zeitraumes in dem die Finanzkrise die Börsen crashen ließ und mancher schon den Weltuntergang kommen sah. Ohne diese beiden Fehlgriffe sind die Unterschiede unerheblich. Derartige Fehlgriffe hinterlassen fürchterliche Spuren im längerfristigen Gesamtergebnis, so auch im Lotto-Depot. Eine Tatsache, die viele Spekulanten einfach verdrängen. Dann werden eben mit "neuem" Geld, soweit noch vorhanden, neue Spekulationen gestartet und die alten Aufzeichnungen vernichtet. Den genauen Verlauf des Experimentes findet man hier. Über die Kommentare und die Prognosen sollte man hinwegsehen. Sie waren subjektiv und der Autor hat im Nachhinein festgestellt, dass auch er nicht in die Zukunft schauen kann.

Schlussfolgerung

Durch die andere Art der Gewichtung und der wesentlich geringeren Differenzierung des Lotto-Depots sind Risiken und Chancen wesentlich größer als im DAX®. Dieses andere Risikoprofil führt zwangsweise auch zu einer höheren Volatilität. Das alles ist unabhängig von der Steuerungstechnik auf ein derartiges Depot. Der Zufall konnte diese andere Struktur nicht eleminieren. Das Depot hätte genauso wesentlich besser als der DAX® abschneiden können. Hätte auch nichts bewiesen. Es kommt eben primär darauf an in den richtigen Zeiten "investiert" und in falschen Zeiten "deinvestiert" zu sein. Hört sich einfach an, funktioniert aber nur wenn der Geist durch Weingeist stark getrübt ist und das Anlegerglück trotzdem fest zu einem steht. Man wird dann sicherlich sehr reich werden aber nur noch ein kurzes Leben vor sich haben. Auf einer Treppe wird man zwangsweise (Prognose auf Basis von seriösen Statistiken) ins Stolpern geraten und sich das Genick brechen, respektive unaufmerksam eine stark befahrene Straße überqueren und auf der gegenüberliegenden Seite nicht mehr vollständig ankommen.

Sollte man deshalb prinzipiell den Index kaufen und ihn langfristig liegen lassen und schlafen? Nun, langfristig sind wir alle tot und der Kauf des Index bedeutet, dass einem die unterschiedliche Entwicklung der verschiedenen Firmen nicht mehr interessiert. Man wettet also abseits der wirtschaftlichen Entwicklung und spart sich die notwendigen Analyse- und Bewertungsarbeiten. Dafür gibt es allerdings auch Pferdewetten und Spielcasinos. Gerade Spielcasinos sind wesentlich ehrlicher als die von manchen kriminellen Finanzinstituten herausgegeben künstlichen Nachbildungen von Indizes. Im Pleitefall des Finanzinstituts steht man dann vor dem Nichts, ein Vorfall der bei derartigen Konstruktionen zwangsweise kommen muss - nur Geduld! Allerdings zwingen die Kunden die Finanzinstitute geradezu zum Erschaffen von derartigen Produkten. Die riesige Nachfrage, die wesentlich größer als das konkrete Aktienvolumen von verschiedenen Firmen und Märkten ist, verführt die Finanzwirtschaft solchen Unsinn zu treiben. Der Kunde will betrogen werden, also wird er betrogen. Die Hoffnung, ohne Arbeit reich zu werden, treibt die Welt an. Und was meint die Bibel zu einem derartigen Treiben?
1.Mose 3:19: Dyr Schwiz laaufft dyr abher in n Kampf um dein Broot, hinst däßst zruggkeerst zo n Bodm, ...

Sehr viele Anleger hören auf ihre Gurus. Sie glauben an sie und konsequenterweise auch an die Chartanalyse. Die Produkte die sie kaufen sind eine Frage der Mode. Und mit der Mode wechseln sich auch die angesagten Gurus. der Lotto-Zufall rettet einen auch nicht aus diesem Dilemma. Stellt sich die Frage was man mit dem überflüssigen Geld tun soll und wie man es ohne Arbeit vernichten,,, äh, vermehren kann?

Lösung

Anlagestrategie

Eine Möglichkeit zur Geldvermehrung à la longue ist die Reduzierung der Ausgaben im Verhältnis zu den Einnahmen. Diesen Effekt kann man, soweit man in einer Partnerschaft lebt, erheblich beschleunigen. Voraussetzung dabei ist, dass einer der beiden Partner ein im Vergleich nur sehr geringes Einkommen hat und trotzdem bei den Ausgaben voll mit dabei ist. Zur Herstellung des Zufalls zwecks Steuerung des Depots nimmt man nicht Lotto - es funktioniert ja nicht - sondern eine Dartscheibe. Auf die Dartscheibe klebt man eine Auswahl an Zetteln, beschriftet mit verschiedenen Finanzprodukten. Der Partner hält die Scheibe vor seinem Körper. Nein, man wirft jetzt keine Dartpfeile - viel zu gefährlich, könnte ins Auge gehen. Man setzt einen englischen Langbogen ein! Der hat eine sehr große Durchschlagskraft. In den nicht mehr rauchgeschwängerten Bierhallen kursieren unter den Eingeweihten Gerüchte, dass dieser Zufall bombensicher funktioniert. Man braucht dann sogar die getroffenen Finanzprodukte nicht zu kaufen, ist unbedingt zu empfehlen. Die Geldvermehrung läuft wie geschmiert. Ausgabenreduzierung eben! Unser Finanzminister Wolfgang Schäuble, geboren am 18. September 1942 in Freiburg im Breisgau - immerhin kein Schwabe sondern ein Badenser - meint das auch. Und er ist vom Fach!

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